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lecker

Formbeschreibung

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lecker adj./adv., Vorkommen im Korpus: 23

Allgemeiner Kommentar

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mit ↑lecken(‚mit der Zunge berühren und entlangstreichen‘) verwandt und meint zunächst ‚was gut zu lecken ist‘ (Pfeifer Etym s. v. „lecker“), dann ‚was gut schmeckt‘. Im Gegensatz zu ↑Geschmack ist lecker vornehmlich auf den Genuß von Speisen oder Getränken bezogen und kann sich nur ausnahmsweise auf die ästhetische Wahrnehmung (und damit auf den Sehsinn) beziehen (vgl. Bedeutung 2 ‚appetitlich‘)

Bedeutungsbeschreibung

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1.) auch als Substantivierung (wie „etwas Leckeres“, G WML 93,27) gut schmeckend, einen vorzüglichen Geschmack aufweisend
[eigentlich bezogen auf Eß- oder Trinkbares, aber auch auf verschluckte Steine (H Dt 19,1) oder in Form einer Metonymie auf den die Speisen tragenden Tisch (Hof Mur 436)]
Sitzen dort in langer Reih, / Schmausen gütlich süßen Brei, / Torten, Kuchen, leckre Speischen, / Und sie knuspern wie die Mäuschen, / Diese hübschen Waisenkinder (H Rom 736,41-45)


2.) appetitlich, appetitanregend; Genuß bereitend
der wunderliche Geruch, den so mancherlei Spezereien [einige gedörrte Pflaumen] durcheinander aushauchten, hatte so eine leckere Wirkung auf mich, daß ich niemals versäumte, [...] mich wenigstens an der eröffneten Atmosphäre zu weiden (G WML 20,12-16)
In Ra Stk 579 wird lecker in übertragener Weise auf den ästhetischen Sinn bezogen verwendet, nicht mehr auf Eß- oder Trinkbares, sondern mit der Bedeutung ‚appetitlich, schön hergerichtet (und daher den Augen einen Genuß bereitend)‘: „»Lecker, was?« meinte Stopfkuchen, als wir die zierlichen Anlagen, die sich rund um den Ort zogen, erreichten. »Es mußte dich doch recht anheimeln, Eduard, als du neulich den Fuß wieder hersetztest? [...]«“

3.) schmackhafte Speisen oder Getränke schätzend und bevorzugend (und daher genießerisch bis hin zu verschwenderisch und wählerisch)
[vom Objekt des Genusses auf das Subjekt übertragen]
Bum bam beier, / Die Katz mag keine Eier, / Was mag sie dann? / Speck aus der Pfann! / Ey wie lecker ist unsre Madam! (KW 293,1-5)
Die beschriebene Eigenschaft kann auch generell als ‚genießerisch, wählerisch‘ und nur bildlich in bezug auf Speisen und Getränke verstanden werden, so in Bür Ly 130: „Ein Weib so jung, so schön und säuberlich, / Daß selbst der leckerste der Prasser [verschwenderischer Genießer] / Es schmausen möcht aus Salz und Wasser [in schlichter Zubereitungsart, nahezu ungewürzt].“. Im Korpus ist die adverbiale Verwendung belegt: „Frau Schnipsen hatte Korn im Stroh, / Und hielt sich weidlich lecker / Sie lebt‘ in dulci jubilo / [...] Da kam Hans Mors [der Tod], und zog den Strich / Durch ihr Schlaraffenleben.“ (Bür Ly 74f.). Das DWB nimmt „sich lecker halten“ als ein Phrasem an; weitere Belege werden aber nicht gegeben und lassen sich auch im erweiterten Korpus nicht finden

Differenzkommentar

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Im Gegensatz zu heute kann sich lecker im Belegzeitraum nicht nur auf eine Eigenschaft des Objekts, sondern auch des Subjekts des Genusses beziehen; letzteres ist eine heute seltene (vor allem dialektal mögliche) Verwendung. Zudem kann mit lecker (selten) eine auf den Sehsinn (die ästhetische Wahrnehmung) bezogene Eigenschaft beschrieben werden. Schließlich kann im Gegensatz zu heute auch das Genußerlebnis selbst als lecker bezeichnet werden.