Korpusfindung

Unser Textkorpus deutschsprachiger Literatur von 1750 bis 1865

Alle im 18. und 19. Jahrhundert entstandenen Texte sind inzwischen historisch und deshalb erklärungsbedürftig. Da aber niemand das ganze Schrifttum dieser Zeit sichten oder gar erläutern kann, sollte eine begründete Textauswahl ("Korpus") die Grundlage des Klassikerwörterbuchs bilden. Das Klassikerwörterbuch war daher von Anfang an als Korpuswörterbuch angelegt.

Als Korpustexte sollten vor allem solche Texte ausgewählt werden, die auch heute noch Bestandteil des kulturellen Lebens sind und eine entsprechende Verbreitung und Wirkung haben. Damit stand eine Beschränkung auf literarische Texte außer Frage.

Um eine gewisse sprachliche, aber auch literaturgeschichtliche Einheitlichkeit zu wahren, sollten zudem nur Werke von Autoren ausgewählt werden, deren Schaffenszeit nach 1750 endete bzw. vor 1865 begann. Damit stehen an den Grenzen dieses Zeitraums die Autoren Lessing und Meyer. Mit dem Versuch, ausgehend von diesen Vorgaben eine Textauswahl zu treffen, bewegt man sich natürlich in der Nähe der immer wieder im deutschen Feuilleton beliebten Kanondiskussion.

Das Korpus sollte sich jedoch an den tatsächlichen Lesegewohnheiten und nicht an den allsommerlichen Kanondiskussionen orientieren. Da diese ohne unangemessenen Aufwand nicht zu erheben waren, und sich die Lehrpläne für das Fach Deutsch an den Schulen und Lektürelisten für das Germanistikstudium als ein immer noch sicherer Maßstab für die „Gängigkeit" literarischer Texte erwiesen hatten, wurden diese Vorgaben der Korpusbildung zugrundegelegt.

Ziel war es dabei nicht, das Klassikerwörterbuch zu einer Schülerhilfe zu machen, es wurde lediglich versucht, die Korpusbildung methodisch zu begründen. Wir gingen von der der Voraussetzung aus, daß diese Vorgaben die tatsächlichen Lesegewohnheiten auch anderer Personenkreise beeinflussen können oder zumindest widerspiegeln.

Die in der alljährlich erscheinenden »Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins« veröffentlichten Besucherzahlen und die Klassikerprogramme der großen Publikumsverlage haben diesen Schul- und Universitätskanon bisher weitgehend bestätigt.

 

Die ausgewerteten Texte

Alle im 18. und 19. Jahrhundert erschienenen Texte sind inzwischen historisch und deshalb erklärungsbedürftig. Da aber niemand das ganze Schrifttum dieser Zeit sichten oder gar erläutern kann, ist eine begründete Auswahl unumgänglich. Worte wie „klassisch“ oder „Klassiker“ scheinen eine Begründung für eine solche Auswahl zu liefern. Wie die Reaktion auf die just zum Zeitpunkt unserer Korpuszusammenstellung wieder von der Wochenzeitschrift DIE ZEIT initiierte „Kanondiskussion“ aber gezeigt hat, ist eine an qualitativ-inhaltlichen Kriterien orientierte Debatte über die klassischen und damit grundlegenden Werke der deutschen Literatur ebenso reizvoll wie endlos.

Tatsächlich macht ein Wörterbuch über Texte, die nur wenigen Fachleuten lieb und teuer sind, unabhängig von ihrer literarischen Qualität oder zeitgenössischen Bedeutung wenig Sinn. Für ein an den Bedürfnissen der Klassiker-„Konsumenten“ orientiertes Wörterbuch kann dessen Textkorpus nur anhand der heutigen Rezeption der Werke gebildet werden. Als ein immer noch sicherer Maßstab für die „Gängigkeit“ literarischer Texte haben sich die Lektürepläne der Kultusministerien für das Fach Deutsch und die in den letzten Jahren wieder häufiger gewordenen Leselisten für das universitäre Germanistikstudium erwiesen. Die in der alljährlich erscheinenden »Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins« veröffentlichten Besucherzahlen und die Klassikerprogramme bei den Publikumsverlagen haben diesen Schul- und Universitätskanon bestätigt. Das Ergebnis unserer Auswertung sowie deren Quellen erfahren Sie hier.

Das Projekt hat den Wortschatz des so ermittelten Textkorpus mit allen vom heutigen Gebrauch abweichenden (historisch gewordenen) Bedeutungen - soweit möglich - vollständig erfaßt. Für das Wörterbuch ist es allerdings notwenig, eine begründete Auswahl zu treffen.